Lithium im Trinkwasser senkt die durchschnittliche Suizidrate

Lithium senkt die Suizidrate verschiedene Studien

Die antisuizidale Wirkung von Lithium bei Patienten mit affektiven Störungen ist seit langem bekannt, und es wird bis heute als bevorzugtes Mittel zu Stimmungsstabilisierung eingesetzt. Lithiumsalze kommen auch im natürlichen Trinkwasser vor, wobei in bestimmten geografischen Regionen Konzentrationen von bis zu 5,2 mg/l festgestellt werden. Ob bereits geringe Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser einen positiven Einfluss auf das Suizidrisiko in der Bevölkerung haben könnten, wurde bisher jedoch kaum erforscht.

Studien zu Lithium im Trinkwasser und die Suizidrate

Erstmals zeigte 1990 eine Studie aus Texas eine Korrelation zwischen einem höheren Lithiumgehalt im Trinkwasser und niedrigeren Suizid-, Kriminalitätsraten und Drogenabhängigkeit. Die Forscher analysierten Daten aus verschiedenen texanischen Gemeinden, die unterschiedliche Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser aufwiesen.1

Im Jahr 2009 zeigte eine japanische Studie eine signifikante negative Korrelation zwischen der Suizidsterblichkeit und den Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser. Diese Studie stieß auf reges Interesse, wurde jedoch auch wegen methodischen Schwächen kritisiert, wie ungenauen Lithiummessungen und der unzureichenden Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren, darunter Armut.2

In einer im Jahr 2011 im British Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie konnten Forscher der MedUni Wien nachweisen, dass bereits die im Trinkwasser natürlich vorkommende Menge an Lithium dazu beiträgt die Suizidrate deutlich zu senken. Im Rahmen ihrer Studie analysierten die Forscher unter der Leitung von Dr. Nestor Kapusta 6460 Trinkwasserproben aus 99 österreichischen Bezirken und verglichen diese mit den jeweiligen Suizidraten. Dabei zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Höhe des Lithiumgehalts im Trinkwasser und der Anzahl an Selbsttötungen. Wenn der im Trinkwasser enthaltene Lithiumgehalt um 10 Mikrogramm zunahm wurde dies mit einer Abnahme der Suizide um 7,2% (1,4 pro 100 000 Einwohne) assoziiert. Dieser blieb auch dann bestehen, wenn die Forscher andere die Selbsttötungsrate beeinflussende Faktoren, wie etwa Armut, Arbeitslosigkeit oder die psychiatrische Versorgung in der Region in die Untersuchung mit einbezogen. Der natürliche Gehalt von Lithium schwankt je nach Region stark. Der höchste in der österreichischen Studie gemessene Wert lag bei 1300 Mikrogramm pro Liter.3

2020 hat ein Team um den Epidemiologen Anjum Memon von der Brighton and Sussex Medical School in Grossbritannien eine Metaanalyse vorgelegt, die 15 qualitativ hochwertige Studien auswertete, die seit 1948 durchgeführt wurden. Die Ergebnisse dieser Analyse legen nahe, dass Lithium, insbesondere in Ländern mit hohen Suizidraten, einen schützenden Effekt hat. In diesen Ländern wurde festgestellt, dass die Suizidrate in Regionen mit höheren Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser signifikant niedriger war. Dabei scheint Lithium ab 80 Mikrogramm pro Liter eine Wirkung zu entfalten.4

Referenzen

  1. Schrauzer GN et al., Lithium in drinking water and the incidences of crimes, suicides and arrests related to drug addiction. Biol Trace El Res 1990; 25:105-13)
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1699579/ ↩︎
  2. Ohgami H et al., Lithium levels in drinking water and risk of suicide. Brit J Psychiatry 2009; 194 :464-5)
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19407280/ ↩︎
  3. Kapusta N, Mossaheb N, Etzersdorfer E, Hlavin G, Thau K, Willeit M, Praschak-Rider N, Sonneck G, Leithner-Dziubas K, Lithium in drinking water and suicide mortality. Brit J Psychiatry 2011; 198:346-50
    https://www.cambridge.org/core/journals/the-british-journal-of-psychiatry/article/lithium-in-drinking-water-and-suicide-mortality/681D92C1B8FF112958A92C2D6D373F80 ↩︎
  4. Memon A, Rogers I, Fitzsimmons SMDD, Carter B, Strawbridge R, Hidalgo-Mazzei D, et al. Association between naturally occurring lithium in drinking water and suicide rates: systematic review and meta-analysis of ecological studies. The British Journal of Psychiatry. Cambridge University Press; 2020;217(6):667–78.
    https://PubMed.ncbi.nlm.nih.gov/32716281/ ↩︎

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