Die COVID-19-Pandemie hat weltweit enorme Auswirkungen auf die Gesundheit gehabt und eine wachsende Zahl von Menschen leidet auch nach der akuten Infektion weiterhin an anhaltenden Symptomen. Das sogenannte „Long COVID-Symptom“ zeichnet sich durch eine Vielzahl von Beschwerden aus, insbesondere neurologische Symptome wie Müdigkeit, Brain Fog (Gehirnnebel) und kognitive Beeinträchtigungen. Trotz der Verbreitung dieser Symptome fehlt der medizinischen Fachwelt nach wie vor eine etablierte, evidenzbasierte Behandlungsmethode. Eine vielversprechende Substanz, die in letzter Zeit zunehmend Aufmerksamkeit erhält, ist Lithiumorotat.
Klinische Studien mit Lithiumaspartat bei Long COVID
In eine radomisierte klinische Studie1, die am 02. Oktober 2024 in JAMA Network Open veröffentlicht wurde, behandelte man mit 52 Patienten mit Long COVID-Symptomen mit niedrig dosiertem Lithiumaspartat (10 bis 15 mg/Tag). Als Ergebnis konnte jedoch keine signifikante Verbesserung der Müdigkeits- und kognitiven Dysfunktions-Symptome im Vergleich zu einem Placebo festgestellt werden. Die Forscher bewerteten die Ergebnisse anhand der Fatigue Severity Scale (FSS-7) und der Brain Fog Severity Scale (BFSS), die beide keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Lithium- und der Placebo-Gruppe aufwiesen.
Dennoch lieferten weitere Untersuchungen interessante Ergebnisse. In einer offenen Dosisfindungsstudie2 erhielten einige Teilnehmer höhere Dosen von Lithiumaspartat (bis zu 45 mg/Tag). Hier zeigte sich bei zwei Patienten mit höheren Serum-Lithiumwerten (0,18 und 0,49 mEq/L) eine erheblich symptomatische Verbesserung der Symptome im Vergleich zu einem Patienten mit einem niedrigeren Lithiumwert. Das lässt vermuten, dass solche Serumspiegel erforderlich sein und höhere Dosen möglicherweise wirksamer sein könnten. Auch Daten aus klinischen Studien zu Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen stützen dies.
Lithiumorotat: Eine Alternative zu Lithiumaspartat
Während Lithiumaspartat in diesen Studien im Mittelpunkt stand, wird auch Lithiumorotat zunehmend als potenzielles Nahrungsergänzungsmittel untersucht. Lithiumorotat ist eine Form von Lithium, die mit Orotinsäure verbunden ist, was es ermöglicht, niedrigere Dosen zu verwenden, da es besser vom Körper aufgenommen wird. Im Gegensatz zu Lithiumcarbonat, das üblicherweise in der Psychiatrie eingesetzt wird, und Lithiumaspartat, könnte Lithiumorotat weniger Nebenwirkungen haben, was es für den Langzeitgebrauch bei milden neurologischen Symptomen attraktiver macht.
Weitere Forschung notwendig
Obwohl die bisherigen Studien mit Lithiumaspartat bei Long COVID gemischte Ergebnisse lieferten, bieten sie einen wichtigen Ausgangspunkt. Die Tatsache, dass höhere Dosen möglicherweise wirksamere Ergebnisse liefern könnten, ermutigt Forscher, diese Ansätze weiter zu verfolgen. Lithiumorotat könnte aufgrund seiner potenziellen Vorteile als Alternative zu Lithiumaspartat in zukünftigen Studien eine wichtige Rolle spielen.
Wie Dr. Thomas Guttuso Jr., der Hauptautor der Studie, betont, ist es entscheidend, weitere gut konzipierte klinische Studien durchzuführen, um die optimale Dosierung und die langfristige Wirksamkeit von Lithium bei Long COVID zu ermitteln. Dies ist besonders wichtig, da Long COVID eine Vielzahl von Symptomen verursacht und die zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind.
Fazit: Hoffnung für Long COVID-Patienten?
Die bisherigen Untersuchungen zu Lithiumaspartat und Lithiumorotat als potenzielle Behandlungen für Long COVID bieten Anlass zur Hoffnung. Während die bisherigen Daten noch nicht ausreichen, um Lithium als bewährte Behandlungsmethode zu empfehlen, weisen erste Ergebnisse darauf hin, dass weitere Studien gerechtfertigt sind. Besonders interessant ist Lithiumorotat, das aufgrund seiner guten Bioverfügbarkeit und potenziell geringeren Nebenwirkungen eine vielversprechende Alternative darstellen könnte.